KSK Dr. Lasker 1861 e.V.

Inhalt

Chronik

Kölner Schachklub Dr. Lasker 1861 e. V.

Abriss der Vereinsgeschichte


1861–1911

Der „Kölner Schachklub“ (KSK) wurde am 1. Oktober 1861 gegründet. Man zählte 22 Mitglieder, alles Amateure. In Köln hatte es bereits um 1850 zwei Schachklubs gegeben, die jedoch nur kurzfristig existierten. Anregend für die neue Vereinsgründung war die Etablierung des Westdeutschen Schachbundes im September 1861 in Düsseldorf gewesen, die drei der späteren KSK-Mitglieder miterlebt hatten.

Der KSK traf sich zweimal die Woche im Café Hermann am Marsplatz 2, zwischenzeitlich auch im Café Rösler an den Vierwinden. Im Oktober 1866 verlegte man die Vereinsabende ins Café du Dôme. Nachdem der Verein starke Mitgliederschwankungen und eine finanzielle Krise durchlebt hatte, sollte der Wechsel des Spiellokals einen Neuanfang kennzeichnen. Mit Erfolg: Nach einem Jahr zählte man 64 Mitglieder.

Das erste interne Turnier des Vereins dauerte von Februar bis Oktober 1867. Vereinsturniere waren von da an eine feste Einrichtung des KSK. Der erste externe Wettkampf war eine Korrespondenzpartie mit dem Aachener Schachverein, die man im Oktober 1867 zu spielen beschloss. Die Partie endete remis. Vom Winterturnier 1869/70 an war der – erst seit 1851 allgemein vorgesehene – Gebrauch von Schachuhren (Sanduhren) obligat. Die Spielgesetze des Klubs schrieben aufgrund vieler leidvoller Erfahrungen ebenso die Regel „Berührt, geführt“ und die Nichteinmischung der Kiebitze vor.

Von August bis September 1867 richtete der KSK den 6. Kongress des Westdeutschen Schachbundes mit diversen Turnieren aus. Spielort war der Isabellensaal des Gürzenich. Ein von Louis Paulsen bestrittenes Blindsimultanturnier mit zehn Gegnern lockte viel Publikum an. Paulsen gewann sieben und remisierte drei Partien.

Zwei Gründungsmitglieder des KSK, Johann Kohtz und Carl Kockelkorn, eröffneten und redigierten eine Schachspalte, zunächst in den Sonntagsblättern des Allgemeinen Anzeigers für Rheinland und Westfalen, dann im Sonntagsblatt der Berliner Volkszeitung. Kohtz und Kockelkorn waren außerdem durch zahlreiche Beiträge zum Problemschach bekannt. Epochemachend war ihre Monographie "Das indische Problem" (1903). Das größte Verdienst Kohtz' und Kockelkorns bestand in der Gründung der Neudeutschen Schule des Problemschachs, derzufolge das Wesen eines Schachproblems nicht durch Schwierigkeit oder Mattbilder, sondern durch die logische Verknüpfung von Stratagemen bestimmt sein sollte.

1877 fand der Leipziger Schachkongress zu Ehren Adolf Anderssens statt. Zu diesem Anlass gründete man den Deutschen Schachbund. Der KSK ernannte Anderssen zum Ehrenmitglied. In dem zu dem Leipziger Kongress gehörenden Turnier belegte das KSK-Mitglied Carl Wemmers den ersten Platz und errang den Meistertitel. Im August desselben Jahres erreichte Wemmers im Meisterturnier des 11. Kongresses des Westdeutschen Schachbunds in Köln, wiederum ausgerichtet vom KSK, hinter Johannes Zukertort den geteilten zweiten Platz. Anderssen besuchte den KSK am 13. Juni 1878. Er spielte eine Beratungspartie gegen die Mitglieder und gewann.

Auf der Hauptversammlung vom Oktober 1877 ernannte der KSK sein prominentes Mitglied Baron Albert von Oppenheim zum Ehrenpräsidenten. Man würdigte damit von Oppenheims großes gesellschaftliches und finanzielles Engagement, das er dem Klub übrigens bis zu seinem Tod im Jahr 1912 angedeihen ließ.

Zum 18. Stiftungsfest im Jahr 1879 konnte der KSK eine schöne Bilanz ziehen: Man hatte zwei große Kongresse ausgerichtet, und fünf Meisterspieler waren aus dem Klub hervorgegangen. 1881 richtete man eine Schachschule ein, die Wemmers leitete und acht Schüler hatte. Mitglieder des Klubs beteiligten sich in dieser Zeit des Öfteren an deutschen Schachkongressen und Turnieren.

Im Herbst 1881 beehrten Wilhelm Steinitz und Johannes Zukertort den KSK mit einem Besuch und spielten Beratungspartien gegen die Mitglieder. Steinitz gewann, Zukertort verlor. Dies nahm das Ergebnis der ersten offiziellen Schachweltmeisterschaft vorweg, die die beiden 1886 miteinander austrugen. Am 29. April 1885 besuchte Zukertort den Klub nochmals und spielte blind gegen acht Gegner. Der Klub gewann das Match mit sechs Punkten Vorsprung.

In den 1880er und 1890er Jahren entfaltete der KSK ein sehr reges Leben. Die Turniere, die er ausrichtete, zogen benachbarte Vereine und auswärtige Schachfreunde an. Die Vereinskasse war gut gefüllt, und so konnte man Preisgelder ausloben. Da das Café du Dôme mittlerweile jedoch eine sehr hohe Raummiete forderte, verlegte man die Vereinsabende 1889 ins Café Rheinberg an der Schiffbrücke.

Auf Anregung Zukertorts übernahm der KSK 1898 den Kongress des Deutschen Schachbunds. Die enorme finanzielle und organisatorische Herausforderung, die diese Veranstaltung mit sich brachte, bewältigte man mit Bravour. Die Delegierten wählten den Präsidenten des KSK, Cornelius Trimborn, erneut zum Stellvertreter Max Langes, der den Deutschen Schachbund leitete.

An dem Meisterturnier des Kongresses nahmen unter anderen Adolf Albin, Wilhelm Steinitz und Michail Tschigorin teil; Sieger war Amos Burn. Die Festlichkeiten schlossen einen Umtrunk auf dem Drachenfels, eine Gartenparty im Godesberger Schloss von der Heydt und ein Festbankett am letzten Abend in der Kölner Flora ein. Zum Abschluss brannte man ein großes Feuerwerk ab.

Kurze Zeit später verstarb Lange, und Trimborn wurde 1899 der 3. Präsident des Deutschen Schachbundes.

Dem Niederrheinischen Schachverband, 1901 gegründet, trat der KSK sofort bei. Die Idee zu einer solchen regionalen Organisation hatte man schon 1887 auf dem 26. Stiftungsfest des KSK geäußert. Der Vorsitzende des Krefelder Schachklubs, Wilhelm Therkatz, setzte sie in die Tat um.

Im Januar 1903 beschloss der Klub eine Satzungsänderung und wurde im Juni des gleichen Jahres in das Vereinsregister eingetragen.

1903 und 1906 besuchten die Schachklubs Hastings und Manchester den KSK. Die Matches, die man miteinander austrug, endeten mit 6 zu 4 für Hastings und mit 3,5 zu 3,5 für Manchester und Köln.

Im Sommer 1904 wurde das Café Rheinberg verkauft, so dass sich der KSK eine neue Spielstätte suchen musste. Man wich zunächst auf Fellers Wirtschaft an der Ulrepforte aus, wechselte im Juni 1907 ins Hotel Kaiser Friedrich am Salierring und bezog am 6. Mai 1908 das gelbe Sälchen der Bürgergesellschaft. Diese als sehr angenehm empfundene Lokalität trug dem Verein neue Mitglieder ein.

Zu Anfang des neuen Jahrhunderts statteten zahlreiche prominente Spieler dem KSK einen Besuch ab, etwa Harry Nelson Pillsbury, der am 29. Juni 1902 ein Blindsimultan gegen den Klub spielte (+9, -1, =2). Carl Schlechter gab am 9. August 1905 eine Simultanvorstellung (+9, -6, =4). Siegbert Tarrasch kam, in den Jahren 1907 und 1908, gleich dreimal zu Besuch. Der Klub spielte sieben Beratungspartien gegen ihn, nach denen Tarrasch nur einen Punkt vorne lag.

Im Februar und Mai 1908 schauten Frank Marshall und Emanuel Lasker vorbei und hielten Simultanveranstaltungen ab, die sie beide haushoch gewannen.

Am 10. April 1911 schließlich erschien José Raúl Capablanca, dem kurz zuvor auf dem Turnier von San Sebastián der internationale Durchbruch gelungen war. Capablancas Simultanturnier (+27, -3, =3) zog eine außerordentliche Menge von Zuschauern an.

Capablancas Auftritt war sozusagen das Vorspiel zu den Festlichkeiten anlässlich des 50. Jubiläums des KSK, die man am 16. Juli 1911 abhielt. Den entsprechenden Kongress krönte ein Wettkampf zwischen Schlechter und Tarrasch, der in die Schachliteratur eingegangen ist. 


1911–1945

Nach 1911 wurde das Vereinsleben des KSK ruhiger. Die aufwendigen Vorbereitungen zum Jubiläumsfest hatten den Klub ermüdet. In den folgenden Jahren verstarb eine Reihe verdienter und umtriebiger Mitglieder, und auch der Krieg dämpfte die Aktivitäten des Vereins merklich. Am 29. Oktober 1918 forderte das Amtsgericht den KSK auf, einen neuen Vorstand zu wählen.

Im Lauf des Kriegs hatten viele Soldaten das Schachspiel erlernt, so dass nun in Köln und um Köln herum eine Reihe neuer Schachklubs „der Arbeiter und Angestellten“ entstand. Der Vorstand des KSK sah die Gefahr, dass die Sozialdemokraten und Kommunisten diese Kräfte im Arbeiter-Schachbund vereinen und in Kampfstellung zum Deutschen Schachbund und überhaupt zu allen „bürgerlichen“ Vereinen bringen würden. Der KSK initiierte daher in Person seines rührigen Präsidenten Carl Deichmann die Bildung eines „Zweckverbandes Kölner Schachvereine“, der unter Ausschluss aller religiösen, sozialen und politischen Gegensätze lediglich das Schachspiel pflegen sollte. Diese Vereinigung änderte ihren Namen am 16.11.1932 in "Kölner Schachverband" (KSV).

Das Organ des Zweckverbandes, ab Oktober 1927 auch des Mittelrheinischen Schachbundes sowie ab November 1931 des Saarländischen Schachverbandes, war die Kölner Schachzeitung, die erstmalig 1924 und nach einer längeren Unterbrechung dann wieder von 1926 bis 1932 von Deichmann herausgegeben wurde.

Mit der Gründung des KSV teilten sich die Tätigkeiten der Kölner Klubs in interne und externe, verbandsmäßige. Die Zahl und Bedeutung der Klubturniere ging zurück, die der Verbandsturniere, in denen die Vereine gegeneinander antraten, nahm zu. In den Freundschaftsspielen gegen die jungen Vereine des Verbands war der KSK oft erfolgreich, ebenso in den Kämpfen gegen Mannschaften anderer Verbände. Mitglieder des Klubs spielten öffentlich simultan und blind. Auch durch Vorträge zu Schachthemen konnten sie ein größeres Publikum ansprechen.

Durch Einladungen prominenter Spieler und die Organisation von Turnieren setzte der KSK seine Tradition fort, obwohl die Inflation hier hemmend wirkte. Zum Gedächtnis Carl Kockelkorns schrieb man 1921 ein Problemturnier für Drei- und Zweizüger aus, das einige Resonanz hervorrief. 1924 und 1926 lud man Rudolf Spielmann in den Klub ein, 1929 Efim Bogoljubow und 1930 Hans Kmoch. Bei den entsprechenden Beratungspartien und Simultanveranstaltungen, die viele Zuschauer fanden, schlug sich der KSK gut. Im April 1927 führte der Klub einen Wettkampf gegen den Groninger Studentenverein „Ludendo studemus“ durch und gewann, im August desselben Jahres unterlag er dem Klub London/Hampstead.

1925 kam Emanuel Lasker erneut nach Köln und gab im Stadtgarten vor fünfhundert Zuschauern an 26 Brettern eine Simultanvorstellung. Zwei Vertreter des KSK, Grimm und Wolski, gewannen gegen den früheren Weltmeister. Paul Wolski wurde später zum Ehrenmitglied des KSK ernannt.

Im Jahr 1924 begründete der Kölner Verband unter Beteiligung des KSK die „Rheinmeisterschaft“, zu der die westlichen Landesverbände je zwei ihrer Meisterspieler entsenden konnten. Die erste Rheinmeisterschaft gewann Carl Deichmann.

Der KSK engagierte sich darüber hinaus in den sogenannten Gemeinschaftshäusern, in denen die NS-Volkswohlfahrt Arbeitslose betreute. Unter der Mitwirkung des Klubs entstanden dort viele Schachabteilungen, in denen sich eine beachtliche Zahl von Spielern – häufig Neueinsteiger – versammelte. Der KSK trat gegen einige dieser Abteilungen an und stellte Räumlichkeiten, Turnierleiter und Material zur Verfügung.

Aber auch dem Rassismus der Nazizeit ordnete sich der Verein unter. In der Jahreshauptversammlung vom 23. März 1934 stellte Deichmann fest, dass der KSK in Umsetzung der Richtlinien des Großdeutschen Schachbundes nun frei von Nichtariern sei. Eine erzwungene Satzungsänderung stufte zudem diejenigen, die „keine feste oder selbstständige Stellung“ hatten, „erwerbslos“ waren oder nur über ein „geringes Einkommen“ verfügten, als „außerordentliche Mitglieder“ ein. Laut dieser Satzung war Deichmann nun nicht mehr „Präsident“ des KSK, sondern „Vereinsleiter“. Seine Amtsführung bedurfte der Bestätigung durch den „Führer des Kölner Schachverbandes“ (zu dieser Zeit Jäger, ab 1935 Pinkleff).

Nach Deichmanns Rücktritt im Jahr 1937 folgten als „Vereinsleiter“ des KSK zunächst Josef Breuer und ab 1939 der bekannte Kölner Buchhändler Leopold Unverdorben.


1945–1986

Nach dem Krieg waren KSK-Mitglieder maßgeblich am Neuaufbau der Schachorganisationen und -verbände beteiligt. Josef Berken, der damalige 2. Vorsitzende des Vereins, erhielt schon zwei Monate nach Kriegsende die Genehmigung der Militärregierung zur Neukonstituierung des Kölner Schachverbandes. Er wurde 1945 Präsident des KSV und 1947 für kurze Zeit 1. Vorsitzender des neuen Schachbundes NRW.

In den 50er Jahren galt der KSK als stärkster Verein des Rheinbezirks. 1950 wurde die 1. Mannschaft Mannschaftsmeister der Zone West. Dies berechtigte sie zur Teilnahme an der Vorrunde der Deutschen Mannschaftsmeisterschaft in Essen. Die Qualifikation zur Endrunde in Berlin gelang, dort unterlag man allerdings den anderen Teilnehmern. Ebenfalls 1950 nahm Klubmeister Rudi Muth mit beachtlichem Erfolg an der Deutschen Einzelmeisterschaft in Düsseldorf teil. In Köln trug er einen vielbeachteten Wettkampf mit dem holländischen Nationalspieler de Lange aus. Ein weiteres spielstarkes KSK-Mitglied war Maria Imkamp, Dritte der Deutschen Damenmeisterschaften 1955, die bis Ende der 70er Jahre im Verein aktiv war.

Bei der ersten Kölner Stadtmeisterschaft nach dem Krieg im Jahr 1952 waren Spieler des KSK erfolgreich. Hinter dem späteren GM Lothar Schmid belegten Rudi Muth und Ernst Dufek den zweiten und dritten Platz. Auch in den Einzelmeisterschaften des Mittelrheins dominierten KSK-Spieler. Nach Einführung der Oberliga errang der KSK mehrere Male die Mittelrheinmeisterschaft. Ebenso trat man gegen andere Vereine an. Zum Beispiel wurde jährlich ein Traditionswettkampf mit Turm Krefeld 1851 ausgetragen.

Im Jahr 1955 nahm der KSK wieder den Kampf um die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft auf, scheiterte aber schon in der Zwischenrunde.

1960 fusionierte der KSK 1861 mit „Dr. Lasker Nord“. Dieser Verein hatte sich 1952 aus dem Schachklub „Dr. Lasker“, den es seit 1948 gab, und dem Schachverein „Nord“ gebildet. Der neue Großverein gab sich den Namen „Kölner Schachklub Dr. Lasker 1861 e. V.“. Die Absicht war, wie man es formulierte, „starke Spieler mit einer gesunden Breite zu vereinen“, um dem Schachspiel in Köln neue Impulse zu geben. 1. Vorsitzender wurde Hans Abels, der von 1953 bis 1960 den Schachverband Mittelrhein geleitet hatte und 1955 zum Vizepräsidenten des Deutschen Schachbundes gewählt worden war. 1963 ernannte ihn der Klub zum Ehrenvorsitzenden.

Als der Verein im Jahr 1961 sein 100-jähriges Bestehen feierte, umfasste die Mitgliederliste 73 Personen. Das Klublokal lag in den 60er Jahren im Bootshaus des Clubs für Wassersport in Marienburg, später im Ehrenfelder Kolpinghaus. Im Januar 1966 besuchte GM Svetozar Gligoric den KSK Dr. Lasker und gab eine Simultanvorstellung, die er mit deutlichem Vorsprung gewann. Harald Oelze, dem späteren Ehrenmitglied des Klubs, gelang ein beachtenswerter Sieg über den Großmeister.

Bis 1966 spielte die 1. Mannschaft des KSK Dr. Lasker in der Oberliga. Es folgte ein kontinuierlicher sportlicher Niedergang, der 1984 mit dem Abstieg der mittlerweile einzigen Mannschaft in die 1. Kreisklasse des Schachbezirks Köln seinen Tiefpunkt erreichte. Viele Spieler, darunter zuletzt einige sehr starke Jugendliche, hatten den Verein nach und nach verlassen. Es war schwierig, neue Mitglieder zu gewinnen, da im Kolpinghaus auch der weitaus größere Schachverein Ehrenfeld tagte.

Der KSK Dr. Lasker beschloss daher im Mai 1984, das Spiellokal in die Südstadt zu verlegen, und zwar in Räumlichkeiten der Martin-Luther-Kirche. Zudem konnte man eine Gruppe Jugendlicher übernehmen, die unter Leitung des Pfarrers, Hartmut Pohlmann, einen Schachkreis bildete. Da in der Südstadt kein anderer Schachverein existierte, rechnete man mit Mitgliederzuwachs. Der Spielabend lag nach wie vor auf dem Donnerstag.

Der Wechsel des Spiellokals und das Engagement Pohlmanns trugen sofort Früchte. Einige neue starke Spieler bereicherten die 1. Mannschaft. Weitere Neueintritte waren zu verzeichnen, und in der Saison 1984/85 konnte der KSK Dr. Lasker erstmals wieder zwei Mannschaften aufstellen. Beide stiegen sofort auf. 1986 schaffte es die 1. Mannschaft erneut in die Bezirksliga. Im Interesse des weiteren Aufschwungs engagierte sich der Verein in der Jugendarbeit und im Training.

Die Klubturniere fanden bei den Mitgliedern immer mehr Anklang. 1985 führte man daher als weiteren Wettbewerb nach vielen Jahren wieder ein Pokalturnier ein. Erster Pokalsieger wurde Hartmut Pohlmann.

Die Feier zum 125-jährigen Bestehen des ältesten Kölner Schachklubs veranstaltete man am 18. Oktober 1986. WGM Barbara Hund trat zu einem Simultanduell gegen die Vereinsmitglieder an, bei dem die Spieler der 1. Mannschaft des KSK deutlich die Oberhand behielten. Der Verein zählte jetzt wieder 39 Mitglieder. Man beging die Feier in dem Bewusstsein, dass der KSK Dr. Lasker zwar nicht mehr die Bedeutung früherer Jahre hatte, man aber allen Grund habe, optimistisch in die Zukunft zu schauen.


1986–2011

1989 bekam die Martin-Luther-Kirche einen neuen Pfarrer, und der Verein musste sein Domizil wechseln. Man fand nicht weit entfernt ein neues Spiellokal in den Räumen des Tagungs- und Gästehauses St. Georg in der Rolandstraße.

Die Konsolidierung und der sportliche Aufstieg des KSK Dr. Lasker gingen indes weiter, die Mitgliederzahl blieb weitgehend stabil.

Hinter den äußeren Veränderungen hatte sich zudem eine längst fällige Umorientierung des Vereins vollzogen. Ausgehend von der Erkenntnis, dass sich die Erfolge früherer Zeiten aufgrund der Professionalisierung des Schachsports nicht mehr wiederholen ließen, entwickelte sich im Verein ein neues Selbstverständnis. Die Mitgliederversammlung entschied, starke Spieler grundsätzlich nicht durch finanzielle Zuwendungen anzuwerben. Man verfolgte weiterhin engagiert schachsportlich erreichbare Ziele, begann aber daneben, das Augenmerk verstärkt auf das soziale Miteinander zu richten. Es entstanden Beziehungen und Freundschaften, die Anregungen zu Aktivitäten und Gesprächen gaben, die weit über das gemeinsame Hobby hinausgingen. So wuchs allmählich eine sehr angenehme und offene Atmosphäre im Klub, die sich wiederum als sehr attraktiv für neue Mitglieder erwies.

In der Saison 1990/91 konnte eine 3. Mannschaft gemeldet werden und einige Zeit später hatte der Verein mit FM Thorsten Cmiel wieder einen Titelträger in seinen Reihen. Auch brachte der Klub zwischen 1989 und 1991 eine eigene Vereinszeitung, die „Patzer-Review“, heraus. Eine Neuauflage von 1997/98, diesmal unter dem Namen „MA0“ (auch als „Em A Null“ auszusprechen), brachte es allerdings nur auf vier Ausgaben.

Der seit 1996 vom Verein ausgeschriebene „Grand Prix“, ein offenes monatliches Blitzturnier, erfreute sich alsbald großer Beliebtheit und trug viel zur Attraktivität des Klubs bei. Auf allgemeinen Wunsch hin veranstaltete man von 2003 an zudem ein jährliches Schnellschachturnier.

In den Jahren 1999 bis 2001 trug der Verein drei Freundschaftskämpfe gegen die Schachfreunde Schwerte aus. Nach einem Sieg im ersten Jahr in Schwerte musste man 2000 eine bittere 3 zu 12-Heimniederlage einstecken, gewann im Jahr darauf auswärts aber wieder mit 7,5 zu 4,5.

In der Saison 2002/03 bildete der KSK Dr. Lasker eine Spielgemeinschaft mit dem Ehrenfelder Schachverein, der aufgrund seiner nur noch geringen Mitgliederzahl vor der Auflösung stand. Als der SV Ehrenfeld 1919 ein Jahr später endgültig abgemeldet wurde, traten die restlichen Mitglieder dieses Traditionsvereins dem KSK bei. Im ehemaligen Spiellokal der Ehrenfelder, dem AWO-Seniorenzentrum Peter-Bauer-Straße, trägt der Verein seither die Mannschaftskämpfe aus.

In den Jahren 1986, 1997 und 2002 hatte der KSK Dr. Lasker jeweils seine Satzung geändert und sie aktuellen Erfordernissen angepasst. Durch die Einrichtung einer neuen Homepage gelang es dem Verein 2007, sich moderne Kommunikationswege zu eröffnen. Zeitgleich bekam der Klub erstmals ein eigenes Logo, entworfen von einem Vereinsmitglied, dem Grafiker Frank Lommen.

2008 schaffte die 1. Mannschaft den Aufstieg in die NRW-Klasse. Um die Spielstärke der Mannschaften weiter zu verbessern und den Klub noch attraktiver zu machen, verpflichtete man GM Christopher Lutz, der in den folgenden Jahren einmal im Monat allen Interessierten professionelles Training anbot. Gleichzeitig begann die lizensierte Trainerin FM Kirsten van Münster, selber KSK-Mitglied, ein regelmäßiges Schachtraining für Einsteiger und Neuanfänger abzuhalten. Diese Aktivitäten verhalfen dem Klub zu weiterem Aufschwung, so dass man zur Saison 2009/10 eine 4. Mannschaft melden konnte.

Im Juni 2011 zählte der KSK Dr. Lasker 1881 e.V. wieder nahezu 50 Mitglieder und richtete zu seinem 150-jährigen Bestehen ein zweitägiges Einladungsturnier aus, das den Rahmen bildete für eine große Geburtstagsfeier mit Festvorträgen zu Emanuel Lasker und zur Historie des Vereins.



Manfred Herborth
Gregor Strick


Quellen:

Festschriften zum 50- und 75jährigen Stiftungsfest des KSK Dr. Lasker 1861 e. V.
Kaissiber 35, Dez. 2009
Kölner Schachzeitung, Jgg. 1926–1931
Kölner Vereinsregister
Kurzer Abriss der Vereinsgeschichte 1936–1986 aus der Festschrift zum 125jährigen Jubiläum des KSK Dr. Lasker 1861 e. V.
Vom Westdeutschen Schachbund zum Schachbund Nordrhein-Westfalen, 125 Jahre Schach in NRW, 1986
Lindörfer, Klaus: Großes Schach-Lexikon. Geschichte, Theorie und Spielpraxis. Von A bis Z. München: Orbis, 1991