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Emanuel Lasker
Emanuel Lasker (24.12.1868, Berlinchen – 11.1.1941, New York) war der zweite offizielle und bislang einzige deutsche Schachweltmeister. Er trug den Titel 27 Jahre lang – von 1894 bis 1921 –, länger als jeder andere. Großmeisterwürden sprach man ihm 1914 zu, als er vor Capablanca das berühmte St. Petersburger Turnier gewann. Mit einer historischen Elo-Zahl von 2855 ist er hinter Kasparow, Fischer und Capablanca der viertbeste Spieler der Schachgeschichte.
Auch als Mathematiker und Philosoph hat sich Lasker einen Namen gemacht. Er promovierte 1900 an der mathematischen Fakultät der Universität Erlangen mit einer Arbeit „Ueber Reihen auf der Convergenzgrenze“. In seinen philosophischen Büchern entwirft er eine Wissenschaft des Kampfs („Machologie“), in der er Prinzipien des Schachs abstrahiert und auf andere Lebensbereiche überträgt.
Von Lasker stammen unter anderem ein „Lehrbuch des Schachspiels“ und verschiedene spieltheoretische Schriften. Er hat mehrere Schachmagazine herausgegeben. Im Jahr 1927 gründete er in Berlin eine „Schule für Verstandesspiele“. In dieser Zeit erfand er „Laska“, eine Weiterentwicklung des Damespiels, und die „Lasker-Mühle“. Neben dem Schach exzellierte er im Go, im Bridge und im Poker.
Lasker bestritt sieben Weltmeisterschaftskämpfe. Er löste Steinitz als Weltmeister ab und verlor den Titel an Capablanca. Das Schachspiel erlernte Lasker von seinem Bruder, im Alter von zwölf Jahren. Seine internationale Schachkarriere setzte ein, als er 1889 das Hauptturnier von Breslau gewann. 1891 ging er als Berufsspieler nach London und lebte in der Folgezeit wechselweise in England, den USA und Deutschland. Versuche, eine akademische Laufbahn einzuschlagen, scheiterten, so dass er dauerhaft als Berufsschachspieler existieren musste.
Die antisemitische Politik Deutschlands nach 1933 zwang den jüdischstämmigen Lasker und seine Ehefrau, die Schriftstellerin Martha Kohn, zur Flucht. Die Laskers emigrierten zunächst in die Niederlande, dann nach England und Russland, schließlich – auf der Flucht vor Stalins „Großer Säuberung“ – in die USA.
Drei Eröffnungsvarianten sind nach Lasker benannt: die Lasker-Verteidigung im Abgelehnten Damengambit, eine Variante im Evans-Gambit und die Lasker-Falle in Albins Gegengambit. In der Schach-WM 2010 setzte sich Vishy Anand in der letzten Runde mit
Hilfe der Lasker-Verteidigung gegen Wesselin Topalov durch. Im Endspiel kennt man das Lasker-Manöver, nach einer berühmten Endspielstudie Laskers.
Von Laskers Partien sind vor allem zwei in die Schachgeschichte eingegangen: die gegen Johann Hermann Bauer (Amsterdam 1889), in der ein doppeltes Läuferopfer zum Sieg führt, und die gegen Harry Nelson Pillsbury (St. Petersburg 1896), ebenfalls mit spektakulären Opferwendungen. Letztere Partie bezeichnete Lasker als „die allerbeste meiner ganzen Schachkarriere“.
Emanuel Lasker war im Mai 2008 einer der ersten, die in die "Hall of Fame des deutschen Sports" gewählt wurden.
Gregor Strick
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